Hallo, an alle die schon auf ein Lebenszeichen von mir gewartet haben. Ich weiß, ich weiß, es ist fast eine Woche her, als ich mich das letzte mal gemeldet habe.......der Weg von Kaifeng nach Shanghai war halt ein kleines Abendteuer. Wie ihr euch ja sicherlich noch erinnern könnt, hatte ich kein Zugticket nach Shanghai....und versuchte irgend wie mit dem Zug mitzukommen. Morgens 5 Uhr war ich im Bahnhof. Zu meiner Überraschung war ich nicht der Einzige, der versuchte ohne Ticket mitzukommen. Diese Traube von Menschen - meist Bauern - schob sich am Einlass hin und her. Nun was blieb mir übrig als mich der Traube anzuschließen. Hin und her, vor und zurück. Diese Traube mit etwa 500 Menschen war kaum zu bändigen, alle drängelten und schoben - einfach nur ein dickes Wuhling. 5:45 wurden die "Pforten" für die Ticketlosen zu den hinteren Wagons 5ter Klasse geöffnet. Mit meinem übergewichtigem Rucksack war ich da natürlich im Nachteil. Den Sprint, wie es all die Anderen taten, war für mich unmöglich. Ich kam als einer der Letzten am Zug an. Die Menschen hingen aus den Türen raus. Der Blick durch die Fenster war nicht anders: Ich sah nur Menschen durch die Fenster - den ganzen Zug entlang. Geschreie, Gedränge. Einige saßen in der Gepäckablage über den Sitzen. Kein Weg führte mehr in diesen Zug! Ich wartete 2 h auf den nächsten Zug. Während dessen sah ich diese Lkw's, auf deren Ladefläche zwischen Kohlen und Rüben ein paar Leute saßen. Ich stand nur 2 Minuten am Straßenrand vorm Bahnhof und da hielt auch schon einer der Lkw's. "Zai nar?" (wohin?) fragte der Beifahrer. "Shanghai!" sagte ich. Er nickte und zeigte mir ein Kreuz mit beiden Zeigefingern, was "10" bedeutete. - 10 ¥. Ab auf die Ladefläche. Auf einem Melonenberg sitzt es sich nicht gerade bequem.
Aufmerksam schaute ich was andere bezahlten... 5¥! Ich wollte also 5¥ zurück - aber bezahlt ist bezahlt, stattdessen durfte ich im Fahrerhäuschen sitzen. Der Haken an der Sache war, dass dieser LKW nicht ganz bis Shanghai fuhr, um genau zu sein: Nur in die Richtung... etwa 150 km nach Xuchang (von 900 km).
Von dort konnte ich nur per Anhalter mitfahren...mit dem nächsten LKW! Der fuhr wiederum nur ein Teil der Strecke, ja sogar wieder ein wenig nördlich. In Bozhou (irgendwo zwischen Kaifeng und der Ostküste Chinas) setzte der mich ab. Es ist bereits Nachmittag 5 Uhr. In diesem Dorf hier gibt es nicht mal einen Supermarkt oder Gehwege.... Es ist einfach nur ein Dorf mitten in China, abseits der Zivilisation. Ich aß etwas von einem der Straßenmärkte und die Übernachtung war gesichert.....ich schlief bei einem der Markthändler.... Morgen gibt es den zweiten Teil der 4 Tagereise nach Shanghai. Ich muss aufhören zu schreiben, denn die Bibliothekscomputer hier in Shanghai funktionieren nur 1h - also bis morgen dann

Markuspolo