Ich stecke in Song pan fest

02.Juli - 24.September 2001
aktuelle Reiseberichte aus China und Vietnam

  Zugfahrkarte von Xian nach Peking-West Zugfahrkarte von Panzhihua nach Emeishan


Im ¨ıbrigen war ich Anfang August Ehrengast auf einer Hochzeit in S¨ıd-China. Aktuelles dazu findet ihr im Bereich 03. - 10. August. wie eine Hochzeit in China so abläuft...

R E I S E B E R I C H T E   -   J E D E N   T A G   N E U
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Name: Tee und ein frisch gegorener Weizenwein

Datum: Mittwoch, 15 August, 2001 um 16:35:56
Kommentar:
Der Alte, in traditioneller Kleidung, drehte noch einmal die drei riesigen Gebetstrommeln vor seinem Haus an, schob dann seine Brille, die er mit einem Gummi, welcher sich um seinen kurzgeschorenen Kopf spannte, fixiert hatte, zurecht und öffnete dumpf lachend die Tür. Ich sah seine wenigen Zähne, die er noch hatte - 80 Jahre ist ein stolzes Alter. Direkt nach der Tür ist der Raum, der am meisten genutzt wird. Da sind Wohnstube, Küche und Essgelegenheit ein Raum. Die Sitzgelegenheit war reichlich mit den bunten tibetischen Decken behangen und darüber eine Art selbstgebaute Schrankwand mit allerlei religiösen Zeugs drin. Weihrauch kommt aus der Schrankwand. Zwei Gebetstrommeln drehen sich ständig über einen Motor und machen dabei ein dezentes Geräusch einer Klingel. Ich sitze mittlerweile auf den bunten Tibetischen Decken, der Alte holt aus einem riesigem Glas eine Hand voll Körner raus, gibt mir eine halbe davon ab und isst die andere halbe. Nun sitz ich da mit einer halben Hand voller Körner und der Alte wartet darauf, dass ich die Körner esse. Probieren geht über studieren - die Körner sind geröstet und schmecken nicht schlecht. Die Schwiegertochter fragt ob ich einen Tee möchte. Warum nicht - hab ja schon lange keinen grünen Tee mehr getrunken. Das erste was sie macht ist: Ein Stück Tierfett (eine Art Tran) in die Tasse. Dann Mehl und andere Zutaten, auch gehackte Nüsse. Der Tee schmeckt etwas besser, wie in der Inneren Mongolei der Tierfett-Tee.

Nur ist der Tee etwas dickflüssig und schmeckt nach Getreide. Vor jedem Schluck muss ich mit den Stäbchen umrühren, weil sich das gemahlene Getreide gesetzt hat. Der Alte dreht schon seit einer viertel Stunde mit der rechten Hand seine Gebetsmühle und mit der anderen hält er seine Gebetskette mit den 108 Kugeln. Eine Kugel nach der anderen schiebt er mit dem Daumen an der Kette hin und her, murmelt dabei ein Gebet. Jede Kugel steht für ein Gebet. 108 Gebete. Zwischendurch eine Hand voll Körner. Auch mal ein Schluck aus dem bauchigen Behälter mit den aufgequollenen Weizenkörnen. Es ist Alkohol - schmeckt sehr stark. An der Wand hängen übergroße Fahnen mit Gebeten in tibetanischer Schrift gehalten. Die Schwiegertochter hackt jetzt weiter Fleisch. Dann macht sie in der offenen Feuerstelle (im selben Raum) ein Feuer und setzt Wasser an. Der Alte sitzt jetzt im Rauch und betet immer noch. Der Enkel wird geschickt, um das gehackte Fleisch an die Sraßenstände zu verkaufen. Es ist jetzt etwas heller, da das Feuer entfacht ist. Die Tibeter sind die freundlichsten, genügsamsten und zufriedensten Menschen, die ich jeh getroffen habe. Sie bieten mir ein Bett in ihrem Haus an. Ich habe mich zu Tode geärgert, dass ich am nächsten Morgen so früh starten musste und deshalb in der Nähe der Hauptstraße außerhalb des Reservats übernachten musste.

Markuspolo